Leseempfehlung: Wife of the Gods von Kwei Quartey
Als wir zu Beginn unserer Reise im letzten September ein paar Tage in Accra verbrachten, besuchten wir auch einen erstaunlich gut sortierten Buchladen. Neben vielen Titeln, die sich auch in europäischen Buchläden finden, gab es eine kleine, aber feine Auswahl an Werken ghanaischer Autor*innen. Dort fand ich auch meine Reiselektüre für die lange Fahrt nach Saboba: Wife of the Gods von Kwei Quartey.
Das Buch ist der Auftakt einer Krimireihe rund um Detective Darko Dawson. Obwohl er in Accra lebt, wird er in diesem Band in die fiktive Kleinstadt Ketanu in der sogenannten Volta-Region im Osten Ghanas versetzt, um den Mord an der jungen Medizinstudentin Gladys aufzuklären. In dieser Region wird noch ein verstörender Brauch praktiziert – der der Trokosi: Familien des Dorfes müssen dem örtlichen Fetischpriester eine jungfräuliche Tochter als “Ehefrau” überlassen. Dass dieser alle sogenannten „Götterbräute“ wie Sklavinnen hält, ist nur einer der Abgründe, in die der zunehmend orientierungslose Darko blickt.
Auch wenn der Ort Ketanu fiktiv ist, ist der Trokosi-Brauch eine reale Praxis in Teilen der ländlichen Volta-Region im Osten Ghanas. Obwohl der Brauch 1998 gesetzlich verboten wurde, gab es laut Berichten im Jahr 2008 noch rund 1.400 Trokosi in Ghana.
Trotz des schweren Themas ist es ein mitreißendes Buch – nicht zuletzt wegen des sympathischen Ermittlers Darko. Bis zuletzt bleibt offen, wer der Mörder ist. Viele Details im Buch erinnerten mich an Dinge, die ich selbst in Ghana gesehen habe. Etwa das Kulinarische – Fufu oder Banku – aber auch kleine Beobachtungen wie religiös inspirierte Ladennamen à la In God We Trust Motors.
Obwohl Kwei Quartey in Ghana aufgewachsen ist, beschreibt er insbesondere das Landleben als exotisch und fremd. Für nicht-ghanaische Leser*innen ist das nachvollziehbar, allerdings berichten Leser*innen, die Ghana und die Volta-Region gut kennen, von kleinen Ungenauigkeiten. Einige Namen, Begriffe und Bräuche im Buch sind zwar in Ghana gebräuchlich, lassen sich jedoch nicht klar einer bestimmten Volksgruppe zuordnen, wie es im Buch getan wird.
Trotzdem war es für mich ein sehr spannendes, kurzweiliges Buch, das mir eine der dunkleren Seiten Ghanas nähergebracht hat. Inzwischen sind fünf Bände der Darko-Dawson-Reihe erschienen, die in verschiedenen Regionen Ghanas spielen. Der erste Band ist auf Deutsch unter dem Titel Trokosi erschienen.
Eine klare Leseempfehlung – für alle, die Krimis und Ghana mögen!