Das Ende von USAID: Die Folgen für Ghana und die Welt
Seit dem 1. Juli ist es nun auch offiziell: Die US-amerikanische Entwicklungshilfe USAID ist aufgelöst. Das Ende des Hilfswerks, das über Jahrzehnte Projekte auf der ganzen Welt gefördert hatte, dürfte schwere Auswirkungen gerade in den ärmsten Ländern haben. Auch Ghana ist direkt betroffen.
Gegründet im Jahre 1961 unter der Direktive von Präsident John F. Kennedy, entwickelte sich die United States Agency for International Development (USAID) im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Geldgeber in der globalen Entwicklungshilfe. Mit einem Budget von ca. 40 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 unterstützte die Agentur verschiedenste Projekte, wie solche zur Vorhersage künftiger Hungersnöte, Bildungsprogramme oder der Bekämpfung von AIDS, Malaria oder Atemwegserkrankungen. Doch seit des erneuten Einzugs von Donald Trump ins Weiße Haus geriet USAID zunehmend unter Druck; nachdem bereits im Februar ein Großteil der Projekte eingefroren waren, ist das Hilfswerk seit Anfang Juli 2025 vollends Geschichte. Was davon übrig bleibt, wird in das Außenministerium eingegliedert: Entwicklungshilfe solle nun von den Interessen der US-amerikanischen Außenpolitik geleitet werden. Letztendlich bedeutet dies nichts anderes as einen rabiaten Kahlschlag: 83% aller Programmen wurden eingestellt, 94% der Angestellten entlassen.
Hinter diesen Zahlen verbergen sich letztendlich gravierende Folgen für die weltweite Bevölkerung. Disproportional betroffen sind gerade Menschen in Entwicklungsländern; eine Studie in der Fachzeitschrift The Lancet sieht gar 14 Millionen zusätzliche Tote im Zuge der Auflösung als möglich an, fünf Millionen davon Kinder unter fünf Jahren. Besonders betroffen ist Afrika, wo die USA größter Geldgeber waren. Gerade der Kampf gegen Krankheiten ist dort teilweise kaum mehr möglich: In Kenia mussten HIV-Kliniken geschlossen werden, in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo kann die Grundimmunisierung gegen Tuberkulose nur eingeschränkt fortgeführt werden, auch die Malaria-Prävention kann nicht im selben Maße aufrechterhalten werden.
Auch in Ghana sind diese Auswirkungen zu spüren. Deutlich wird dies unter anderem im Gesundheitsbereich: 78 Millionen US-Dollar für die Bekämpfung von HIV, Malaria und Unterernährung waren bereits im Februar nach den ersten Einschnitten in Gefahr, wie vom ghanaischen Präsidenten John Dramani Mahama vor dem Parlament dargestellt wurde. Besonders betroffen sind davon die nördlichen und nordöstlichen Regionen, in denen auch Saboba liegt; dort sind vor allem Logistik und Verteilung von Medikamenten in Gefahr.
Es sind gerade auch kleine und lokale Organisationen, die unter den plötzlichen Änderungen leiden: In einer Umfrage an ghanaische civil society organisations (CSO) gaben mehr als die Hälfte an, von den Kürzungen betroffen zu sein. Neben Gesundheit und Bildung arbeiten diese auch in Gebieten wie Landwirtschaft, Sicherheit und Wasserversorgung. Letztendlich sind es auch Arbeitsplätze, die verloren gehen: 320 Entlassungen wurden angegeben. Auch diese Daten bestätigen, dass der Norden Ghanas verstärkt betroffen ist; der Verlust dieser finanziellen Unterstützung könne die Entwicklungslücke zwischen Norden und Süden noch vergrößern.
Inwieweit diese Ausfälle kompensiert werden können, ob auf nationaler oder internationaler Ebene, ist weiter unklar. In den Vereinigten Staaten zumindest gibt es kein Anzeichen auf einen baldigen Politikwechsel: Stattdessen sind neben USAID auch andere Hilfsorganisationen wie die US African Development Foundation ins Visier geraten. Die geplante Auflösung dieser Behörde, die vor allem kleine Unternehmen in Afrika unterstützt, wurde für den Moment durch einen Gerichtsbeschluss aufgehalten. Auch ob andere Geldgeber die Effekte zumindest dämpfen können, ist fraglich. Auch Deutschland, das nun in vielen Bereichen der größte Geber ist, hat die Summen für Entwicklungshilfe im nächsten Haushalt gekürzt.
Quellen:
Titelbild: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=159365733
Tagesschau: USAID ist aufgelöst - die weltweiten Folgen könnten dramatisch werden (https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/usa-entwicklungshilfe-usaid-ende-100.html)
DW: Wie hart treffen die Kürzungen von Trump bei USAID Afrika? (https://www.dw.com/de/wie-hart-treffen-die-k%C3%BCrzungen-von-trump-bei-usaid-afrika-donald-usa-us-amerika-hilfe-v2/a-72447527)
DW: Abwicklung von USAID: Tod durch Kahlschlag (https://www.deutschlandfunk.de/usaid-entwicklungshilfe-aids-malaria-hunger-trump-100.html)
NPR: Farewell to USAID: Reflections on the agency that President Trump dismantled (https://www.npr.org/sections/goats-and-soda/2025/07/01/g-s1-75222/usaid-trump-humanitarian-rubio-musk)
Reuters: Trump's dismantling of USAID strands oxygen, HIV drugs in transit, contractors say (https://www.reuters.com/world/us/usaid-disruptions-leave-oxygen-tanks-tb-drugs-stuck-ships-warehouses-2025-02-13/)
CNR: GHS warns of critical disruptions as USAID halts support in Northern Regions (https://citinewsroom.com/2025/02/ghs-warns-of-critical-disruptions-as-usaid-halts-support-in-northern-regions/)
GNA: Mahama acknowledges severe impact of USAID withdrawal on health sector (https://gna.org.gh/2025/02/mahama-acknowledges-severe-impact-of-usaid-withdrawal-on-health-sector/#google_vignette)
CNR: Northern Ghana CSOs scramble for fund after USAID halt (https://citinewsroom.com/2025/02/northern-ghana-csos-scramble-for-funds-after-usaid-halt/)
Star Ghana Foundation: The Impact of USAID funding cuts on Ghanaian CSOs
AP: Federal judge halts the Trump administration from dismantling the US African Development Foundation (https://apnews.com/article/court-african-development-foundation-trump-c581623b4ae0b3ca262190ce8ed7ae6d)
DW: Weniger Entwicklungshilfe: Hilfsorganisationen sind entsetzt (https://www.dw.com/de/entwicklungshilfe-deutschland-spart-bei-den-%C3%A4rmsten-hunger-vereinte-nationen-afrika-trump-v3/a-72933876)